Ostern auf Mallorca

Ostern feiern auf Mallorca

Semana Santa in Palma de Mallorca mit Prozessionen und Traditionen 

Wenn der Frühling auf Mallorca seine ersten wärmenden Sonnenstrahlen schickt und die Mandelblüte langsam Platz für das frische Grün der Olivenbäume macht, beginnt auf der Insel eine ganz besondere Zeit: Ostern. Doch auf Mallorca bedeutet Ostern nicht nur Schokohasen und bunte Eier. Auf der Balearen-Insel lebt in dieser Zeit der tiefe Glaube und eine jahrhundertealte Tradition mit  beeindruckenden Prozessionen und Feierlichkeiten auf.

Schon Tage vor dem eigentlichen Osterfest werden die Straßen in den Städten und Dörfern zur Bühne für eine faszinierende Mischung aus spiritueller Andacht und eindrucksvoller Inszenierung. Besonders die Prozessionen während der „Semana Santa“, wie die Karwoche in Spanien genannt wird, ziehen Bewohner und Touristen gleichermaßen in ihren Bann.

Die Prozessionen werden von den rund 50 Bruderschaften der Insel, den „Cofradías“, organisiert. Begleitet von monotonen Trommelschlägen, die wie ein Herzschlag die Stille durchbrechen, ziehen die Büßer, teilweise barfuss, durch die Strassen und tragen dabei die schweren Heiligenfiguren auf geschmückten Altären. Ihre Gesichter sind hinter hohen spitzen Kapuzen verborgen, was für Außenstehende – zugegeben – zunächst ein wenig unheimlich wirken kann. Tatsächlich symbolisieren diese Kapuzen Buße und Demut und haben rein gar nichts mit fragwürdigen Assoziationen anderer Länder zu tun.

Semana Santa auf Mallorca ist für die Bruderschaften das wichtigste Ereignis

Es gibt kaum einen anderen Ort, an dem die Gegensätze so unterschiedlich sind wie auf Mallorca. Die einen verbinden mit der Balearen-Insel Party, Strand und Meer; für die anderen ist Mallorca die Perle im Mittelmeer, die in so vielen unterschiedlichen Facetten schillert, das man nie genug bekommt. Genau diese Gegensätze werden zur Osterzeit besonders deutlich. Denn dann ist Mallorca weit, weit entfernt von den üblichen Klischees und zum Vorschein kommen tief verwurzelte Traditionen gepaart mit starkem und aufrichtigem Glauben.

Ostern ist das älteste und höchste Fest im Kirchenjahr. Das Fest der Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist für die Christen weltweit ein, wenn nicht sogar der zentrale Bestandteil ihres Glaubens. Dass Ostern kein festes Datum hat, ist damit zu erklären, dass der Ostersonntag immer auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling fällt. Da der kalendarische Frühlingsanfang auf den 20. März festgelegt ist, kann Ostern somit frühestens am 22. März und spätestens am 25. April gefeiert werden. Deshalb variiert das Datum jedes Jahr und kann sowohl im März als auch im April liegen.

Bereits eine Woche vor dem Ostersonntag beginnen die Festlichkeiten. Der sogenannte Palmsonntag eröffnet mit Gottesdiensten die Karwoche, die auf spanisch Semana Santa heisst.

Wesentlicher Bestandteil der Semana Santa sind die Prozessionen, die auf Mallorca von den Bruderschaften, den sogenannten Cofradías, organisiert werden. Allein in der Inselhauptstadt gibt es 34 Bruderschaften - und so nehmen an den Prozessionen durchaus bis zu 5000 Gläubige nur aus den Bruderschaften in Palma teil. Hinzukommen natürlich noch all die, die sich entlang der Strassen versammeln und die Prozessionen andächtig verfolgen.
So manchem Zuschauer, der noch nie zuvor während der Semana Santa auf Mallorca war, mag das, was er sieht, zunächst befremdlich vorkommen. Denn die Büßer in ihren langen Kutten und den hohen Spitzhauben, die das gesamte Gesicht verdecken und eher an den Ku-Kux-Klan erinnern, sehen auf den ersten Blick recht unheimlich aus. Lediglich durch Sehschlitze können die Büßer ihren Weg während der Prozessionen erkennen. Nicht wenige von ihnen laufen sogar barfuss und manche haben sich zusätzlich Eisenketten um die Fussknöchel angelegt. Begleitet werden die einzelnen Bruderschaften von Musik-Gruppen, die in diesem Fall lediglich den Takt vorgeben und diesmal eben nicht für die sonst so gute und heitere Laune sorgen. Die Trommelschläge ertönen monoton, erzeugen vermutlich den einen oder anderen Schauer über den Rücken während der oft stunden andauernden Prozessionen und die Klänge der Blasinstrumente muten fast wehklagend an. Nicht minder im Mittelpunkt stehen die zahlreichen Monstranzen, Holzkreuze und geschmückten Altäre, die zwar feierlich, aber unter den grössten Anstrengungen auf dem Prozessionsweg von den Teilnehmern getragen werden.

Oster-Prozessionen bestimmen die Semana Santa auf Mallorca

Prozessionen und Zeremonien finden während der gesamten Karwoche auf Mallorca statt. Dennoch ist der Gründonnerstag sicherlich besonders zu erwähnen, denn der jueves santo ist einer der wichtigsten Tage: die Processó del Crist de la Sang (Christus vom Blut), die sich durch die Strassen von Palmas Zentrum zieht, ist nicht nur die mit Abstand grösste Prozession was die Zahl der Mitglieder aus den Bruderschaften angeht, sondern sie zieht auch die meisten Zuschauer an. Darunter leider auch Schaulustige mit wenig Verständnis für das, was sie sehen. Deshalb sei es an dieser Stelle erlaubt zu erwähnen, dass es sich bei all den stattfindenden Prozessionen ganz sicher nicht um nach Applaus und Bravo-Rufen heischenden Darbietungen handelt. Religiöse und kulturelle Identität werden zwar sichtbar und öffentlich gezeigt, dennoch darf an den entsprechenden Respekt seitens der Zuschauer appelliert werden. Laute Gespräche und Lachen als auch das Hindurchhüpfen durch die Reihen der Büßer müssen während der Prozessionen ganz sicher nicht sein und können wahrlich warten.

Grösste Prozessionen sind in Palma und Pollenca

Am Karfreitag (Divendres Sant) finden in mehreren Ortschaften auf Mallorca Passionsspiele statt. So ist die Stadt Pollensa Austragungsort einer der bewegendsten Ereignisse: Tausende Zuschauer begleiten die Inszenierung der Kreuzabnahme (Devallament), bei der eine Christusfigur die 365 Stufen des Kalvarienberges hinab zur Pfarrkirche getragen wird.

Auch die Aufführung der Leidensgeschichte Christi ziehen zahlreiche Besucher an. In der Inselhauptstadt findet die Inszenierung eindrucksvoll auf den Stufen von Palmas Kathedrale La Seu statt; auch Artà, Felanitx und Sant Joan sind Aufführungsorte.

Der Ostersonntag, an dem die Auferstehung Jesu gefeiert wird, bildet den Höhepunkt der Semana Santa. In zahlreichen Kirchen werden Gottesdienste abgehalten, wobei die grösste Messe traditionell in der Kathedrale von Palma stattfindet. Auch die spanische Königsfamilie nimmt üblich an der Ostermesse in La Seu teil und so hofft vielleicht manch einer der Kirchgänger, einen Blick auf die Royals zu erhaschen. Allerdings hat sich die Teilnahme der Monarchen in den letzten Jahren durchaus verändert – nicht immer erscheinen alle Mitglieder der Casa Real.

Zu Ostern gibt es traditionelle Gerichte auf Mallorca

Der feierliche Ostersonntag markiert das Ende der Fastenzeit, die bereits seit Aschermittwoch andauert. Auf Mallorca wird dieser besondere Tag mit traditionellen Speisen gefeiert, die nach den enthaltsamen Wochen umso besser schmecken. Und natürlich hat man die Qual der Wahl zwischen süssen und herzhaften Leckerbissen.
Wer es herzhaft mag, freut sich über ein "Frito de Pascua“. Das Gericht erinnert dem Namen nach an das „Frito malloriquín“ - denn ja nach Zutaten ändert sich der Name de s Gerichtes und da es zu Ostern mit Lamm respektive Innereien vom Lamm zubereitet wird, kommt am Oster-Wochenende das „Frito de Pascua“ auf den Tisch. Und natürlich dürfen die mit Fleisch und Gemüse gefüllten Teigtaschen nicht fehlen. Die Panades gehören quasi zum kulinarischen Pflichtprogramm.

Auf Mallorca wird's auch ohne Osterhasen süss

Sind die Teigtaschen süss gefüllt, beispielsweise mit Marmelade oder Quark, dann kann man sich auf einen - oder sehr gern auch ein paar mehr - Rubiols freuen. Das gleiche gilt für die Crespells, das famos schmeckende Mürbeteig-Gebäck, das es zwar das ganze Jahr über in den Bäckereien, den sogenannten forns gibt, aber zu Ostern eben auch auf keinen Fall fehlen darf.
Ein Hingucker in den Schaufenstern der Konditoren und ein echter Garant für strahlende Kinderaugen sind die Monas de Pascua. Dieser aus Katalonien stammende Brauch hat sich allerdings im Laufe der Jahre geändert: Einst handelte es sich um einen Kuchen oder Brotkranz, der mit buntgefärbten Eiern dekoriert war. Heute sind die Monas fast schon kleine Kunstwerke, liebevoll aus Schokolade hergestellte Figuren. Geblieben ist, dass nach wie vor die Kinder diese von ihren Paten geschenkt bekommen. Tradition ist schliesslich Tradition.

Was die Kirmes Fira del Ram in Palma mit Ostern zu tun hat

 

Manch einer mag sich sicherlich wundern: Kirmes und Ostern? Das passt doch gar nicht zusammen. Doch die beiden Ereignisse haben mehr miteinander gemeinsam, als so manch einer ahnt.

In Berlin macht man gern den Bummel über den Rummel, in Hamburg lockt der Dom. Die Stuttgarter wiederum freuen sich auf die Wasen, während der Bremer seinen Freimarkt nicht missen möchte. Und in Palma de Mallorca freut man sich einmal im Jahr auf die Fira del Ram.

Mallorcas traditionelle Frühjahrs-Kirmes lockt noch bis zum 27. April 2025 auf das Veranstaltungsgelände Son Fusteret in Palma. Doch nicht nur, weil die Fira del Ram Jahr für Jahr vor, während und noch kurz nach Ostern stattfindet, darf Mallorcas Kirmes mit Ostern in Zusammenhang gebracht werden, sondern allein schon ihres Namens wegen. Denn: Die Fira del Ram verdankt ihren Namen dem Palmsonntag, auf katalanisch dem Diumenge de Rams, der in der christlichen Tradition ja den Beginn der Semana Santa beziehungsweise der Karwoche markiert. Der Palmsonntag erinnert an den Einzug Jesus in Jerusalem, bei dem die Menschen ihn mit Palmzweigen begrüssten. Das Wort Fira bedeutet auf Katalanisch Messe oder auch Jahrmarkt.

Einst war die Fira del Ram eng mit dem kirchlichen Fest verbunden: Ursprünglich war sie nämlich eine Markt- und Handelsmesse, die in der Fastenzeit stattfand und bei der Gläubige Palmen und Olivenzweige für die Feierlichkeiten kaufen konnten. Rund um die kirchlichen Feiern entstand mit der Zeit ein großer Jahrmarkt, der immer weiter wuchs und sich zu dem entwickelte, was heute die größte Kirmes Mallorcas ist.

Auch wenn die Fira del Ram heute vor allem für ihre Fahrgeschäfte, Buden und Lichter bekannt ist, erinnert ihr Name noch immer an die alte Tradition.